AWARENESS-ARBEIT: WARUM BRAUCHEN WIR AWARENESS?

Wir wollen einen sicheren Raum für alle schaffen, das ist unsere Utopie.Dennoch ist uns bewusst, dass es derzeit keinen Raum frei von
Diskriminierungen, Gewalt und gesellschaftlichen Machtverhältnissen geben kann. Gewalt wird immer subjektiv wahrgenommen und kann unterschiedliche Formen annehmen, wie zum Beispiel körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, Beleidigungen, psychischer Druck und noch mehr. Gewalt passiert auch strukturell, das heißt manche Personen sind häufiger und stärker von ihr betroffen als andere. Gewalt ist immer als eine Art der Machtausübung zu begreifen. Ein vollständig gewaltfreier Raum kann nie erreicht werden, er bleibt aber unsere Utopie.


DEFINITION DISKRIMINIERUNG

• Diskriminierung ist die Ungleichbehandlung bestimmter Personen oder Gruppen aufgrund (zugeschriebener) unveränderlicher oder schwer veränderlicher Merkmale, wie z.B. Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, geschlechtliche Identität, körperlicher Einschränkungen oder anderer körperlicher Merkmale. Dabei muss betont werden, dass Diskriminierung strukturell und intersektional geschieht. Das heißt, dass manche Personen von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind und dadurch mehr strukturelle Nachteile erfahren als andere.
Diskriminierung geschieht immer durch bestehende gesellschaftliche Machtverhältnisse.

• Diskriminierung kann jegliche Formen annehmen. So werden Gruppen oder einzelne Personen aufgrund von (vermeintlichen) Merkmalen
benachteiligt, abgewertet oder unterdrückt. Dies kann bewusst oder unbewusst, im Öffentlichen oder auch im Verborgenen stattfinden.
Diskriminierung kann individuell oder strukturell stattfinden. Des Weiteren ist uns bewusst, das Diskriminierungsformen nicht monokausal
gedacht werden können, sondern verschiedene Diskriminierungsformen verstärkend wirken.

Durch Awareness soll ein Weg gefunden werden, um Diskriminierungen und grenzüberschreitendes oder übergriffiges Verhalten zu benennen und diesem Verhalten aktiv und präventiv entgegenzutreten. Personen, die sich davon betroffen sehen, werden von uns unterstützt und begleitet.
Dies ist nicht die Aufgabe von einzelnen Menschen, sondern sollte von uns allen getragen werden. Das gilt natürlich nicht nur für unsere Gäste, sondern für das gesamte Team vom Café Wagner. Abgesehen davon gibt es auf unseren Veranstaltungen ein Awareness-Team, das alle Betroffenen von Gewalt und Diskriminierungen unterstützt.

Um einen möglichst gewalt und diskriminierungsfreien Raum zu schaffen, erhält jeder Gast vor Einlass zu unseren Veranstaltungen eine kurze Aufklärung zum Thema Awareness
und zur Erreichbarkeit unseres Awareness-Teams und hat darüber hinaus die Möglichkeit, auf unseren Aushängen mehr darüber zu lesen. Des weiteren haben wir den Anspruch an uns selbst, bei unseren Veranstaltungen diversen Künstler*innen mit verschiedenen Backgrounds eine Bühne zu geben. Unser Ziel ist es, auf allen unseren Veranstaltungen ein Awareness-Team
bereitzustellen. Da der Aufbau von Awareness-Strukturen jedoch Zeit und Ressourcen benötigt, legen wir zunächst einen Fokus auf unsere Partyveranstaltungen.


SELBSTVERSTÄNDNIS UNSERER ARBEIT

Wir arbeiten nach den Prinzipien der Definitionsmacht und der Parteilichkeit im Sinne der Betroffenen. Das heißt, wir nehmen die betroffene Person mit ihren Erfahrungen und ihrer Wahrnehmung ernst. Nur die betroffene Person bestimmt, was sie als Gewalt wahrnimmt und wann diese anfängt. Wir bieten der betroffenen Person den Raum und die Möglichkeit, einen
selbstbestimmten Umgang mit der Situation zu finden und unterstützen sie hierbei aktiv.

Unser Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen wiederherzustellen und das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu stärken. Wir wollen das Erleben und die Bedürfnisse der betroffenen Person anerkennen und in den Mittelpunkt stellen. Es geht uns nicht darum, die gewaltausübende Person zu bestrafen.
Wir behalten uns aber vor, aktiv auf Personen zuzugehen, die wir oder Betroffene als grenzüberschreitend wahrnehmen und sie nach Ansprache in letzter Konsequenz in Zusammenarbeit mit unserer Security von unseren Veranstaltungen zu verweisen.

Das Awareness-Team und die Security arbeiten eng zusammen. Wir sehen ganz klar unsere Veranstaltungen nicht als Ort für dementsprechende Diskussionen. Personen mit Gesprächsbedarf können sich nach der Veranstaltung an uns wenden: awareness@cafewagner.de
Diese Mailadresse kann selbstverständlich von all unseren Gästen als auch von Vereinsmitgliedern genutzt werden. Alle Nachrichten werden nur von der Awareness AG eingesehen und vertraulich behandelt. Alles, was im Awarenessraum bzw. im Unterstützungsgespräch geteilt wird, bleibt ebenfalls vertraulich. Der Austausch und die Reflexion darüber in unseren internen Strukturen findet nur in anonymisierter Form statt.
Wir tauschen uns als Awareness AG vertraulich und anonymisiert über Vorfälle auf unseren Veranstaltungen aus, mit dem Ziel, uns die Möglichkeit zu geben Erlebtes zu verarbeiten und unsere Präventions- und Interventionsarbeit effektiv weiterzuentwickeln.


GRENZEN UNSERER AWARENESS-ARBEIT

Erstkontakt und Weitervermittlung: Wir sind Erstberatung für Betroffene von grenzüberschreitendem Verhalten, das heißt wir sind "nur" ein erster Anlaufpunkt. Wir können an bestimmte Stellen weitervermitteln, können aber keine fachliche Beratung anbieten oder über die Veranstaltung hinaus Ansprechpartner*innen sein.
Bei persönlichen Konflikten zwischen Einzelpersonen sehen wir uns nicht in der Position von Streitschlichter*innen. Wir arbeiten betroffenenorientiert und parteilich, gleichzeitig sind wir aber keine Richter*innen oder Detektive.
Unser Awareness-Raum bietet einzig und allein Betroffenen von Diskriminierung und Gewalt einen Rückzugsort. Er ist Schutzraum für
vertrauliche Gespräche und dient der Erholung von anstrengenden Situationen. Menschen, die sich aufgrund von Substanzkonsum unwohl
fühlen, können wir zwar ggf. unterstützen, unser Fokus liegt jedoch immer bei Betroffenen von Gewalt und Diskriminierung. Bei Menschen, die nicht mehr ansprechbar oder zurechnungsfähig wirken, behalten wir uns vor, den Rettungsdienst zu rufen. Der Awarenessraum wird in keinem Fall als Ausnüchterungszelle genutzt. Wir sind uns unserer eigenen Fehlbarkeit bewusst und sehen bestimmte Grenzen durch unsere jeweiligen Lebensrealitäten in der konkreten Unterstützungsarbeit. Unser eigenes Team ist überwiegend weiß und nicht körperlich beeinträchtigt, was eventuell dazu führen kann, dass wir manche Problematiken nicht gut erkennen. Daraus folgt, dass wir jederzeit offen für Kritik sind. Wir bemühen uns, unsere eigenen Positionierungen kritisch zu reflektieren.
Persönliche Grenzen und Selbstfürsorge: Es ist elementar für AwarenessArbeit, auch auf unsere eigenen Grenzen und Kapazitäten zu achten. Das heißt, wir leisten nur die Arbeit, die wir gerade leisten können und holen uns im Fall der Fälle Unterstützung.